Mein Jahr in Amerika
Sonntag, 10. August 2014
Ankunft und Reise
Liebe Leute.
Ich habe mir überlegt, einen Blog über meine Zeit hier in den Staaten zu schreiben. Ja, warum sollt ihr überhaupt meinen Blog lesen? Gute Frage, vielleicht weil ihr noch ein bisschen mehr erfahren wollt, als nur meine Bilder auf Facebook zu sehen, oder weil es euch interessiert, wie so ein Studentenleben in den USA aussieht, vielleicht auch nur aus Langeweile, Hauptsache ihr habt Spass dran. Ich kann euch auch nicht garantieren, dass ich hier regelmässig etwas schreiben werde, sofern die Zeit aber vorhanden ist, werde ich bloggen.

Momentan sitze ich gerade im Auto Richtung Chicago, wo ich sicherlich mehrmals in der Minute an einem riesen Lastwagen und jede zehn Minuten an einem Subway oder McDonalds vorbeifahre, aber alles der Reihe nach.

Für alle die nicht genau wissen, was ich wirklich mache: Ich habe ein Sportstipendium erhalten und kann für sicher ein ganzes Jahr an der Niagara University studieren, wobei ich aber die meiste Zeit auf dem Rasen oder in irgendeiner Sportanlage verbringen werde. Dieser ganze Verlauf, wie ich zu dem ganzen gekommen bin, erkläre ich gerne bei Fragen, aber nur um es vorwegzunehmen: es ist kompliziert! Jedenfalls, nach dem ich dann mein Notfalltermin in der US-Botschaft in Bern bekommen habe, durfte ich das Visum am Tag bevor wir (meine Eltern und ich) nach Toronto flogen, noch abholen. Da es bis dahin eher so aussah, dass ich erstmals noch in der Schweiz verweilen muss, hatte ich natürlich auch noch keinerlei Gedanken daran verschwendet, was den alles so mit über den Atlantik muss. Wie packe ich also mein Leben in einen Koffer? Ich persönlich möchte ja schon für 2 Wochen Türkei meinen ganzen Kleiderschrank mitnehmen und am besten noch etwa zehn Paar Schuhe – natürlich nur für den Notfall… wie soll den das aussehen für 52 Wochen? Schlussendlich bin ich zum Entschluss gekommen, alles, was nicht in die zwei vollgestopften, übergewichtigen Koffern gepasst hat, dort zu kaufen.

So ging es dann ins Flugzeug, wo ich mir dann das erste Mal so richtig bewusst geworden bin, dass ich die Schweiz und Alles was damit verbunden ist, nicht so schnell mehr wiedersehen werde. All meine Freunde, Verwandten und Bekannten werden nicht vor Ort sein, um mich zu unterstützen, mit mir zu reden oder etwas Verbotenes zu machen.
All das hört sich so traurig an, doch ich bin froh, diesen Schritt machen zu dürfen. Wie ihr wahrscheinlich mehr oder weniger mitbekommen habt, bin ich jemand, der gerne andere Kulturen und Länder kennenlernt, was sich, glaube ich, in der Tätigkeit meines letzten Jahres sehr gut wiederspiegelt, so war ich in 20 verschiedenen Ländern, wenn teilweise auch nur kurz. Was ich damit sagen möchte ist, dass ich aufgeregt bin, die USA besser kennenzulernen und vielleicht auch die heute ein wenig umstrittene Lebensweise ein bisschen besser verstehen zu können.

Toronto, der Startpunkt meines Abenteuers, welcher ironischerweise nicht in den USA liegt, ist eine wunderschöne Stadt. Typisch Kanada – genau so wie ich es erlebt habe, auf meiner Reise durch British Columbia und Alberta. Zuerst fand ich die Stadt ein bisschen enttäuschend, aber das hätte mich glaub ich alle Städte der Welt, nach meinem Besuch in Vancouver. Mit einem aufregenden Downtown, verspielten Randgegenden und wunderschönen Inseln, hat mich Toronto voll überzogen. Weiter ging es zu den Niagara Falls – wahrscheinlich der Höhepunkt unserer Reise. Auch einer der haupt-anspannungspunkte – der Grenzübergang Canada-USA. Ich habe ein F1-Studentenvisum, was mir aber erst 30 Tage vor Studiums Begin die Einreise in die USA erlaubt. Die Stunde Wartezeit linderte meine Nervosität keineswegs, und als wir dann im Grenzübergangsgebäude nochmals warten mussten, malte ich mir schon verschiedene Horrorszenarien aus, wie ich alleine zurück in Kanada bleibe, während meine Eltern an die Summer Orientation der NU (Niagara University) gingen. Doch meine Befürchtungen waren umsonst, da ich noch ein gültiges Visum hatte von meinen Ferien in Hawaii…
Die Niagara Fälle, von der US-Seite aus, waren atemberaubend! Das kann man gar nicht wirklich beschreiben oder vergleichen, auch nicht mit dem Rheinfall :D – das muss man selber gesehen haben.



Die Universität, die meine Wenigkeit annehmen darf, liegt etwa 15 fahr Minuten von den Fällen weg. Es ist eine „amerikanisch“ verhältnismässig kleine Universität, mit wunderschönen alten Gebäuden, Parkwiesen und Sportanlagen. Die Summer Orientation, die wir als einzige „Ausländer“ besuchten, war sehr informativ. Erstens durfte ich in meinem zukünftigen Zimmer auf dem Campus übernachten, was mir darüber Aufschluss gab, was für Einkäufe ich noch tätigen sollte. Zum Beispiel den auf dem Orientationsschreiben mit fünf Ausrufezeichen aufgeführte „big fan, der ein wenig schwierig war im Gepäck mitzutransportieren, oder eine etwas – aber nur wenig^^ - weichere Matratze, aber ansonsten werde ich mich sicherlich schnell anpassen. Die Summer Orientation diente nicht nur dazu, sich gegenseitig ein wenig kennenzulernen, sondern auch dafür, sich für die Fall Classes zu registrieren. Meine gewählte Studienrichtung ist Psychology, dazu kommen fünf andere Kurse, die man mehr oder weniger selbst wählen konnte. Ich wurde aber eingeteilt in Critical Literacy (was ich noch nicht genau weiss, was mich erwartet) und Intro to Philosophy. Dann wollte ich eigentlich einen Minor in Criminal Justice machen, jedoch waren die Kurse schon vergeben, oder es arrangierte sich nicht mit meinen Trainingszeiten. Schlussendlich besuche ich jetzt noch Elementary French (wer weiss, vielleicht lerne ich es ja doch noch), Intro to Statistics und einen Kurs den alle Freshmen („Erstklässler“) machen müssen. Was ich fast vergessen habe zu erwähnen ist, dass die Uni einen eigenen Tim Hortons besitzt – was will man mehr! ^^ Ich war dann doch froh, als die eineinhalb Tage zu ende gingen, da es relativ schwierig war, ganz alles zu verstehen und sich zurechtzufinden.

Die nächsten Tage verbrachten wir rund um den Lake Erie, was eine wunderschöne Gegend ist. Auch die Städte Buffalo, Erie und Cleveland boten um einiges mehr, als zu erwarten war. Wir beschlossen, trotz aller schlechten und unschönen Geschichten, die wir über Detroit gehört haben, in die Stadt zu fahren. Und wieder einmal waren wir überrascht, nach dem anfänglichen riesigen Industriegebiet, bot die Riverfront von Detroit einen totalen Kontrast –wunderschön und sauber. Auch der Rest von Detroit Downtown war schön zu besichtigen und man fühlte sich nie irgendwie bedroht oder unangenehm berührt. Zu einem Besuch von Detroit gehört natürlich auch das Henry Ford Museum. Ein spannendes Museum über die Entwicklung der Technologie in den USA.

Sonnenuntergang Lake Erie

Wie zu Begin beschrieben, bin ich immer noch auf dem Weg nach Chicago, nur um einen Unfall, zwei Polizeikontrollen und vielen, vielen Trucks und McDonalds weiter. Diese Distanzen, die auf den Karten nicht wirklich weit aussehen, ziehen sich extrem in die Weite. Man könnte meinen, man fährt in die nächste Stadt, so wie von St. Gallen nach Zürich, doch man fährt einmal oder zweimal durch die ganze Schweiz. In der Uni hat mir meine zugeteilte Zimmergenossin erzählt, sie sei noch nie aus dem Staat New York gekommen – komplett verschiedene Welten - da ich jetzt auf dieser Reise bereits in den Staaten New York, Pennsylvania, Ohio und Michigan war. Morgen kommen dann noch Indiana und Illinois dazu.

Den American Way of Life besser zu verstehen, ist mir ja auch ein Anliegen. Gestern waren wir in einem „drive-through-zoo“! Man muss sich das so vorstellen, dass man mit dem Auto durch den Park fährt, und die Tiere aus dem Auto heraus füttert. Unvorstellbar nicht? Kleine Kinder, die aus riesigen Jeeps, kleine Rehe füttern und zu streicheln versuchen.
Auf der anderen Seite die riesigen Parks und Sitzmöglichkeiten in den Grossstädten, wo jeder einen ruhigen Platz findet und sich zurückziehen kann. Die Autobahnen, die direkt nach Downtown fahren, wo man gerade bei den Parkhäusern ist und auch bei Rushhour keine grossen Probleme hat, wieder hinauszufahren und die riesigen Walmarts, in denen man, so glaube ich, Alles kaufen kann was man möchte. American-Way-Of- Life!



Leider mussten wir die wunderschöne Stadt Chicago nach drei Tagen wieder verlassen, da noch andere Dinge auf unserer To-Do Liste standen. Aber Chicago muss man mal gesehen haben! Die drittgrösste Stadt Amerikas überzeugt nicht nur mit überwältigenden Parks, sondern auch mit Unmengen Attraktions- und Shoppingsangeboten.





Mit vielen neuen Eindrücken und Gepäck, reisen wir nun weiter am Lake Michigan. Die unzähligen State Parks verlocken mit schönen Campingplätzen und Stränden, und mit noch schöneren Sonnenuntergängen, zum Bleiben.



Trotzdem mussten wir jeweils schweren Herzens Abschied nehmen, so dass wir heute die Grenze nach Kanada wieder überqueren konnten. Sault Ste. Marie, die Stadt (in Kanada) mit den wohl meisten Schiffs-Schleusen bleibt wohl in meinem Kopf verankert – nicht etwa, weil es so schön war, nein, die Stadt hatte endlich einen Tim Hortons! Es ist etwa das Gleiche, wie man immer hofft, Deutschland (oder Bayern) verliert, doch dies nie eintrifft, so ging es mir mit dem Tim Hortons in den USA..

Wir fuhren nun am Lake Huron entlang, einer der fünf grossen Seen. Wiederum schliefen wir an traumhaften Orten in Provincal Parks. Unser Hauptziel war aber der Algonquinpark. Das Motto „back to nature“ trifft da voll ins Rote! Mit einer Wanderung gelangt man zum Beispiel auf einen Hügel, wo man eine Aussicht in das „Nichts“ hat. Baum an Baum gereiht sieht man Grün, dazwischen einige blaue, sich schlängelnde Striche – ansonsten Nichts! Keinen McDonalds, keinen Canadian Tire und auch keinen Tim Hortons.



Die pure Natur war wahrscheinlich das Eindrücklichste von der bisherigen Reise – dass es zwischenzeitlich regnete, mindert dieses Erlebnis keinesfalls. Nicht nur die schöne Aussicht war faszinierend, die reiche Tierwelt ebenso. Auf der Strasse bildet sich eine Schlange mit Autos, Menschen steigen mit ihren Fotokameras aus – ein Moose (Elch) steht im Moor und trinkt. Wer schon einmal in Skandinavien war und vergeblich, tagelang, Ausschau gehalten hat und vielleicht, aber nur vielleicht und mit viel Glück, in weiter, weiter Ferne einen Elch gesehen hat, weiss, was das für ein Erlebnis ist! Aber nicht nur Elche kann man sehen. Mit einer grossen Tafel warnte unser Campingplatz uns: Bear in Area!



Weiter ging es nach Ottawa, die Hauptstadt von Kanada. Hier erwarteten wir eine pulsierende Stadt. Aber wie in unserem Reiseführer beschrieben, war die Stadt tatsächlich nach fünf Uhr wie ausgestorben. So trifft man auf der „Haupteinkaufsstrasse“ nur die Statuten und keine wirklichen Menschen. Nichts desto trotz hat auch Ottawa etwas zu bieten, nämlich das Parlamentsgebäude! Vor allem schön war die nächtliche Show über Kanadas Geschichte, projiziert auf das Parlamentsgebäude. Man merkt in diesem „Film“ wie stolz die Bürger Kanadas auf ihr Land sind.



Auch Montreal ist eine Reise wert. So kann man auf dem Mont Royal die Aussicht auf Downtown geniessen, in einer „Undergroundcity“ shoppen gehen oder im Old Port die Seele baumeln lassen. Bis auf das Quebecois, das Französisch das hier gesprochen wird, hat mir die Stadt ausserordentlich gut gefallen.



Nach diesen aufregenden Tagen in den Städten, ist man froh, wieder ein bisschen in der „Wildniss“ zu sein. Wir fuhren am St. Lawrence Storm entlang zu den 1000 Islands. Eine eindrückliche Gegend mit vielen Inseln, kleinen Stränden und wunderschönen Campingplätzen. Nicht weit entfernt liegt Kingston, eine schöne Stadt mit vielen Einkaufsläden und schönen Gebäuden. Wir verliessen die Stadt aber relativ schnell wieder, da wir unbedingt noch nach Kitchener wollten, was bedeutete, durch Toronto zu fahren. Da wir Toronto bereit am Anfang unserer Reise erkundet haben, beschlossen wir, die Stadt zu umfahren. Nach einer Ewigkeit begrüsste uns dann das Schild: Kitchener! Kitchener hiess früher Berlin und auch heute sieht man noch viele deutsche Namensschilder an Geschäften. Übernachtet haben wir in Heidelberg! Ja, auch das gibt es in Kanada^^ Am Morgen konnten wir noch viele Amish people, in den typischen Kutschen sehen, da es Sonntag war! Das war sehr eindrücklich!



Nach 24 Tagen sind wir schlussendlich wieder bei den Fällen angekommen, diesmal betrachteten wir sie aber noch von der kanadischen Seite aus. Das schönste war der Regenbogen, der sich über beiden Fällen bildete! Aber wie schon gesagt, das muss man selber sehen, dass kann man nicht beschreiben! Am Abend, bevor mein Fussballabenteuer beginnt, gingen wir spontan nochmals zu den beleuchteten Fällen, wo wir dann erfuhren, dass es ein Feuerwerk gibt! Unglaublich! Es ist wie ein Willkommensgeschenk für mich: Beleuchtete Fälle, Feuerwerk über den Fällen und viele glückliche Menschen!

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Letzte Aktualisierung: 2014.10.01, 05:43
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